Forschung

Gertrud Huber nimmt kritisch Stellung zu Themenbereichen aus der alpenländischen Volksmusik, zum Wesen der Zither und zu Fragen der Pädagogik. Mit ihrer Dissertation "Die Zither in Amerika. Die 'moderne Gebirgszither' in US-amerikanischer Spielpraxis anhand von vier Fallstudien" hat sie 2014 erfolgreich das Ph.D.-Studium am Institut für Volksmusikforschung und Ethnomusikologie der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien abgeschlossen.

Die moderne Gebirgszither hat sich als Instrumententyp erst sehr spät herausgebildet, in ihrer heutigen Form und Spielweise ist sie noch keine zweihundert Jahre alt. Soziale, ethnographische und musikhistorische Aspekte in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts formten ein Klima, in dem die bauliche Entwicklung der Schlagzither möglich wurde und in Folge dessen erlebte sie als volksmusikalisches Gegenstück zum bürgerlichen Pianoforte eine Blütezeit.

Die deutschen Immigranten, die als größte Einwanderungsgruppe im 19. Jahrhundert den nordamerikanischen Kontinent besiedelten, prägten auch das gesellschaftliche, geistige und kulturelle Leben der Vereinigten Staaten. So brachten die deutschen Siedler das Saiteninstrument Zither in die neue Heimat, das dort in mehrfacher Hinsicht eine besondere Entwicklung genommen hat.

Die Dissertation soll mit der Zither als besonders "deutschem" bzw. "alpenländischem" Musikinstrument einen Gegenstand zur Identitätsbildung und Gedächtnisspeicherung von Migranten und deren Nachfolgegenerationen beleuchten. Dabei werden die Aspekte Assimilation und sich wandelnde politische Ausrichtungen zu Deutschland besondere Berücksichtigung finden.

Über die Zither liegen kaum aktuelle Forschungsarbeiten vor. Die meisten Publikationen beschränken sich auf sog. wissenschaftlichen Dilettantismus. Neben älteren Werken, die sich überwiegend mit Form und Besaitung beschäftigen, gibt es zwar inzwischen einige wenige neuere Arbeiten, die jedoch vornehmlich die Zitherzentren Wien und München beleuchten.

Aufgrund des eingeschränkten Forschungsstandes stützt sich die Dissertation zur Beantwortung der Hauptfrage weitgehend auf ethnomusikologischen Methoden und Disziplinen, wie audio-visuell aufgenommene Feldforschung, Transkription und Analyse. Die amerikanische Zithermusik wurde gesammelt, dokumentiert und ihr Bezug zum heutigen Leben und Brauchtum dargestellt. Anhand von Fallbeispielen aus unterschiedlichen Bereichen der Zitherwelt wird nicht nur der musikalische, sondern ebenso der sozio-kulturelle Kontext dokumentarisch und explorativ erforscht, um die Zither im Fokus von kulturellem Gedächtnis und kollektiver Erinnerungskultur zu porträtieren.

Publikationen / Vorträge

"Der Blues im Nebenzimmer - Feldforschung bei amerikanischen ZitherspielerInnen“. In: Autoritätsbildungen in der Musik. Tagungsband Luzern 18./19. November 2016.
(Print-Version Anfang 2020 im Chronos Verlag Zürich)
„Weichenstellung zur Kontinuität oder zum Umbruch im anstehenden Generationswechsel der akademischen Zitherausbildung“. In: Phoibos, Zeitschrift für Zupfmusik, Universitätsbibliothek Bayreuth Open Online Journal
(Erscheinungsdatum Ende 2019)
„Chinesische und alpenländische Zitherinstrumente im Spannungsfeld zwischen Tradition und Moderne.“ In: Jahrestagung des Nationalkomitees Deutschland
(Druck in Vorbereitung)
„Excuse Me, I’d Like Another Veltliner, Please! - Performed Identities With Alpine Zither Music.“ In Porte Akademik, Journal of Music and Dance Studies. Volume 12 - Music and Identity. ITÜ TMDK Istanbul, S. 28 - 35.
"Viennese Sound vs. Munich Sound. A study on zither tunings and their consequences for multipart zither music.".
In Druck bei Publications Multipart Music - Ende 2019
"Die Stimmungen im Zitherspiel - Konsolidierung vs. Vielfalt und Schwächen".
In Druck bei Michaelsteiner Konferenzberichte.
"Treu dem guten alten Brauch!? - Gedanken zur Vermittlung traditionell alpenländischer Zithermusik". Open Online Journals Universitätsbibliothek Bayreuth.
"The conservation of memory and function of identity in European zither instruments and zither music: a comparison of the Norwegian Langeleik, the Hungarian Citera and the Alpine Zither" – International Graduate Student Conference at Istanbul Technical University 2014: "Identities – an interdisciplinary approach".
"The magnificent sound of zither instruments from Orient to Occident, from traditional to contemporary culture” - Scientific and Theoretical Conference of Sharq Taronalari International Music Festival 2013"
"25 Jahre Seggauer Volksmusikseminare - ein Vierteljahrhundert Vermittlung regionaler Musikkultur im südsteirischen Weinland" - Diplomarbeit
"Vom Scheitholt zur Psalterzither - (Um-)wege eines Instruments" - Ausstellung
zum Festival "Zither 1 in München"
"George Freundorfer - a Dance and Entertainment Zither Musician" - Referat und Artikel in "Saitenspiel-DZB-Verbandszeitschrift" und "ZNUSA"
"Wiederkehr des Immergleichen?" - Festvortrag 30 Jahre Volksmusikseminare Seggau
"How do you do it" - Vortrag beim Akkordeonforum Trossingen
"Zitherspiel in Wien. 1800 - 1850" - Rezension zur Dissertation von Dr. Joan Marie Bloderer in "Volksmusik in Bayern, 27. Jg., 2010/Heft 2" und "Saitenspiel-DZB Verbandszeitschrift"
Rezension zur Magisterarbeit von Mag. art. Alexander Mayer "Nikolaus Weigel - Die Neue theoretisch praktische Zither-Schule (1857), Bausteine zu Werk und Leben" in "Saitenspiel-DZB Verbandszeitschrift"
"Die Grabstätte von Richard Grünwald in Klosterneuburg/Österreich" – Dokumentation 2011
"Ist die Zither weiblich? Gendervergleich akademisch ausgebildeter Zitherspieler und Zitherlehrer mit Zitherspielerinnen und Zitherlehrerinnen" - Artikel in "Phoibos - Zeitschrift für Zupfmusik, herausgegeben von Silvan Wagner, 1/2012
"The Zither in America - a Cliche Kept Alive by Alpine Immigrants?" - Fifth International Doctoral Workshop in Ethnomusicology, University of Hildesheim and the Hanover University of Music, Drama and Media 2013